Uns hat`s erwischt – Kreditkartenbetrug mit der TF BANK Mastercard Gold

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Kreditkartenbetrug mit der MasterCard der TF Bank

Leute ihr glaubt es nicht- mir ist was passiert!

 

Wichtiger Hinweis: Dieser Post ist nicht gesponsert oder sonst in irgendeiner Weise von irgendjemandem in Auftrag gegeben worden. Er spiegelt wirklich nur meine eigenen Erlebnisse zum aktuellen Stand 06.11.23. Wenn sich noch etwas ändert, ergänzen wir das Ganze mit einem Update am Ende des Beitrags. Aktuell warnt Anwalt.de und die Verbraucherzentrale vor Phishingmails an Kunden der TF Bank. Diese Attacken traten aber erst nach unserem Fall auf. 

Aktuelle Updates: 0

 


 

Als gelernte Bankkauffrau und Koordinatorin für Cybersicherheit in unserem Unternehmen, hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich eines Tages Opfer von Cyberkriminalität, bzw eines Kreditkartenbetrug werden könnte. Aber jetzt hat es mich auch erwischt und ich wurde über Nacht um über 4.000€ ärmer.

 

 

 

Was ist passiert?

 

Unser langersehnter Türkeiurlaub in den Herbstferien stand an. Wir nutzten früher immer die AMAZON-Kreditkarte von Patrick, wenn wir im Urlaub waren. Leider sollten sich die Konditionen der Karte ändern und Patrick kündigte sie zum 30.09. Er bestellte sich eine neue bei einem anderen Anbieter aber es war nicht klar ob sie rechtzeitig vor dem Abflug, auch am 30.09., eintreffen würde. 

 

Da fiel mir meine TF Bank Kreditkarte ein, die seit Jahren ungenutzt bei uns zu Hause in einer Schublade lag. Die Mastercard Gold war damals eine Aktion von Payback– man konnte die kostenlose Kreditkarte online beantragen und bekam ein paar Payback-Punkte on top. Damals, es war 2019, als ich die Karte beantragt hatte gab es Paypal, Klarna und Co. noch nicht so wie heute und ich hatte die Karte dann ganze zwei Mal im Einsatz. Ich glaube um eine Beautybox zu bestellen und einmal habe ich damit bei Deichmann im Onlineshop bezahlt, mehr nicht.

 

Jetzt wollte ich diese Karte dann für den Urlaub reaktivieren und habe mich seit Jahren das erste Mal auf der Homepage eingeloggt – mit Kundennummer und Geburtsdatum. Ich habe dann erfahren, dass die PIN, die mir nach so vielen Jahren nicht mehr vorlag, in der App hinterlegt ist und habe dann die App im App-Store heruntergeladen, mein Handy verknüpft und das war`s. Dachte ich…

 


 

Der Urlaub stand endlich bevor, wir saßen zusammen mit unserem Sohn Ben in einem Restaurant am Frankfurter Flughafen und warteten auf das Boarding. Patrick hatte seine neue American Express doch pünktlich erhalten, aber war etwas nervös ob der erste Einsatz auch klappen würde. Darauf sagte ich, dass ich mal in meiner TF Bank App nachschaue, weil dort ja die PIN sein sollte und ich nicht wusste, wie der Vorgang der Zahlung mit der Karte überhaupt funktioniert (die anderen Zahlungen vor einigen Jahren waren online). Dann der Schock! Es wurden über 4000€ an dem Tag als ich die App heruntergeladen hatte, eine Woche vor Abflug, von meiner Kreditkarte abgebucht:

 

  • Drei Zahlungen in Höhe von insgesamt 4000€! gingen an EDGE OPTI TECH LTD. – scheinbar eine Techfirma in Israel. Die andere Zahlung in Höhe von knapp 200€ wurde einen Tag später abgebucht für irgendein Apartment. Erste Reaktion: Karte sperren! Aber das war nicht möglich.

 

Die Kartensperrung bei der TF Bank ist nur Montag – Freitag bis 18 Uhr möglich – es war 18:03 Uhr an einem Samstag. Ich rief die internationale Sperrnummer an. Mehrfach tippte ich die Kartennummer ein und flog immer wieder aus der Leitung. Die Nerven lagen blank. Erst nach zig Versuchen hatte ich dann eine Dame am Telefon, die mir mitteilte, dass diese Internationale Sperrnummer keinen Vertrag mit der TF Bank hätte – was sehr ungewöhnlich sei – und wir daher Pech hätten. Erst am nächsten Tag habe ich dann rausgefunden, dass man die Karte über die App selber sperren konnte. Aber da die Abbuchungen eh schon eine Woche her waren und mein Limit gesprengt wurde, war das auch egal. Interessant übrigens das ich gar nicht wusste das mein Limit so hoch war, das hatte ich nie so freigegeben.

 

Die ersten Tage meines Urlaubs bestanden dann darin eidesstattliche Versicherungen für die Bank auszufüllen, eine Onlineanzeige bei der Polizei zu erstatten und mir dann von der TF Bank nach mehreren Tagen ohne Rückmeldung anhören zu dürfen, dass ich die insgesamt 3 Zahlungen nach Israel angeblich über meine App selber autorisiert hätte. Ich habe zu keinem Zeitpunkt diese Zahlungen getätigt und auch keine Freigabecodes auf meinem Handy erhalten wie es bei seriösen Banken, bzw. Kreditkarten Gang und Gäbe ist. Lediglich die Zahlung über ca. 200€ wurde „freundlicherweise“ an Mastercard zwecks Reklamation weitergeleitet. Ich bat die Bank um Nachweis, dass ich die Zahlungen selber autorisiert haben sollte und bekam als “Beweis“ lediglich einen Nachweis, dass ich mein Mobiltelefon bei der Aktivierung mit der App verknüpft habe. Ein Witz ist das!

 


 

Nach dem Urlaub ging der „Spaß“ erst richtig los.

 

Die Kripo hatte mir mittlerweile einen Bogen zum Ausfüllen geschickt, den ich haarklein ausgefüllt habe. Zum Glück habe ich eine Rechtschutzversicherung. Also dann auch diese direkt kontaktiert. Dort wurde mir gesagt, dass ich mir einen Fachanwalt für Banken- und Kapitalmarktrecht suchen muss. Google macht’s möglich – ich fand eine Gemeinschaftskanzlei die darauf spezialisiert ist und einer der Anwälte wollte sich dem Fall annehmen und Tags darauf loslegen: Deckungsanfrage bei der Rechtschutz, Schreiben an Schufa, Schreiben an TF Bank etc.

 

Mittlerweile stellte ich fest, dass ich nicht alleine bin. Bei Finanztip.de häuften sich die Beschwerden über die Kreditkarte der TF Bank und auch bei Facebook fand ich Betroffene, mit denen ich mich austauschte. Immer das gleiche Schema. Die meisten hatten die Kreditkarte erst neu und hatten die App runtergeladen und dann wurden Zahlungen ins Ausland transferiert. Laut TF Bank angeblich vom Karteninhaber selber autorisiert. Die Bank ist telefonisch schwer zu erreichen. Wenn man es dann irgendwann mal schafft durchzukommen, erreicht man Mitarbeiter die einem nur mitteilen, dass man die Zahlungen angeblich selber durchgeführt hätte und somit nichts gemacht werden könne. Wir hatten auch versucht die Firma, die die 4.000€ erhalten hat zu kontaktieren. Aber die können uns nur helfen wenn wir die Transaktionnummer des Kaufes hätten, die wir aber natürlich nicht haben. 

 

Zwischenzeitlich bekomme ich immer wieder Anrufe der TF Bank von unterschiedlichen Nummern, zwecks Zahlungsaufforderung (der Ausgleich erfolgt bei der TF Bank Kreditkarte nicht automatisch von einem Referenzkonto – man muss den offenen Betrag selber überweisen). Warum macht die TF Bank das? Weil sie 25% Überziehungszinsen verlangt. Sportlich.

 


 

Die Staatsanwaltschaft hat mir nach wenigen Tagen mitgeteilt, dass meine Anzeige geschlossen wurde- es bestehen keine Erfolgsaussichten einen Täter im Ausland ausfindig zu machen. Wahrscheinlich eine Standardvorgehensweise. Wieso hat man nicht mal den vermeintlichen Empfänger in Israel kontaktiert, die Bank selber oder nach IP-Adressen gefragt? Hier fühlt man sich echt im Stich gelassen. Und das Drama geht leider noch weiter.

 

Immer wieder schrieb ich meinem Anwalt über aktuelle Neuigkeiten wie den Austausch mit anderen Betroffenen, das Schreiben der Staatsanwaltschaft, den Druck, den die TF Bank auf mich ausübt und bat darum mir einen Zwischenstand mitzuteilen, da ich immer noch nichts von ihm gehört hatte. Nachdem ich die Kanzlei dann mehrfach anrief und ebenfalls mehrfach um Rückmeldung des Anwalt bat, meldete sich der gute Herr dann endlich mal und sagte, dass er noch auf die Deckungszusage der Rechtschutzversicherung warten würde aber Montag – mittlerweile waren somit zwei Wochen vergangen in denen er absolut gar nichts getan hatte – dann endlich mal loslegen würde. Am besagten Montag geschah dann wieder nichts. Dienstag rief ich dann bei der Rechtschutzversicherung an und jetzt kommt der Knaller! Es wurde noch gar keine Deckungsanfrage gestellt. Ich war so sauer. Ich versuchte den Anwalt zu kontaktieren – natürlich wieder Mal ohne Erfolg. Ich schrieb eine Mail mit der Bitte um Mandatskündigung zum sofortigen Zeitpunkt, da unter diesen Umständen für mich keine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich ist. Bis heute hab ich auch darauf keine Rückmeldung. Der besagte Anwalt ist anscheinend für die schlechte Kommunikation bekannt, wie ich auf diversen Bewertungsportalen leider nachlesen musste. 

 

Mittlerweile habe ich einen neuen Anwalt zwegs des Kreditkartenbetrugs beauftragt, der sich schon vor der Mandatszusage sehr ins Zeug gelegt hat. Er schrieb mir kurz nach meiner Kontaktaufnahme schon eine ewig lange Email, in der er mir viele Fragen beantwortete aber auch Fragen stellte um einschätzen zu können, ob der Fall Erfolgsaussichten hätte. Noch am gleichen Abend um 23.30 Uhr! schrieb Herr Buttler, Anwalt der KWAG Rechtsanwälte, ich möchte ihn jetzt einfach nennen, weil ich bisher so begeistert bin von ihm, mir zurück, dass er den Fall übernehmen würde und stellte direkt am nächsten Tag eine umfangreiche Deckungsanfrage bei der Rechtschutzversicherung. Wie es jetzt weitergeht ist nun noch ungewiss. Ich gehe davon aus, dass es irgendwann zu einem Gerichtsprozess kommen wird und es hoffentlich Gerechtigkeit geben wird und ich den Prozess gewinnen werde. Ich halte euch auf dem Laufenden.

 


 

Meine Lehre: 

 

Ich werde nie wieder eine kostenlose Kreditkarte von einer Nischenbank beantragen, wo ich in einem solchen Fall dann absolut alleine da stehe. Ebenfalls möchte ich euch allen empfehlen, eine Rechtschutzversicherung abzuschließen. Der Fall zeigt mir auch, dass jeder Opfer einer solchen Attacke werden kann. Ich bin sehr vorsichtig im Netz unterwegs, habe Anti-Viren-Schutz auf meinen Endgeräten und kenne mich mit Phishing-Mails aus. Tagtäglich bekomme ich angebliche Mails, Whatsapp und SMS der Sparkasse, Volksbank, Zoll etc. – ihr kennt das ja wahrscheinlich auch und natürlich klicke ich da nichts an oder gebe irgendwo meine Daten preis. Das zeigt mir aber einfach auch, welche Gefahren das Netz mittlerweile birgt und das es schnell teuer werden kann. 

 

Ich informiere mich aktuell bei meiner Hausratversicherung, über die Aufnahme eines Cyberschutz-Baustein gegen Kreditkartenbetrug. Kostet in unserem Fall ca. 70€ mehr im Jahr und man ist dann aber bis zu einem Betrag von mehreren Tausend Euro in einem Fall von Cyberangriffen und Hackern versichert. Hier ist allerdings auch fraglich, ob die Versicherung zahlt, wenn die Bank behauptet, man hätte selber autorisiert und man selber ja nur schwer nachweisen kann, dass man etwas nicht getan hat, wenn man ja nichts gemacht hat! Ebenso wie Mastercard ja auch damit wirbt, das man max. mit 50€ haftet – nicht aber wenn man selber Zahlungen angeblich autorisiert hat. Schwierig alles.

Ich hoffe jedenfalls, dass ihr niemals Opfer eines solchen Kreditkartenbetrug werdet. Falls euch doch schon so was passiert ist, habt ihr Tipps? Wie ist es bei euch ausgegangen? Schreibt uns gerne in den Kommentaren.

Ich werde euch wie schon versprochen auf jeden Fall hier auch auf dem Laufenden halten.

 

Viele Grüße

Eure Julia