Die 5 hartnäckigsten Mythen um Elektroautos

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Die 5 hartnäckigsten Mythen um Elektroautos

 

Aktuell gibt es kaum ein Thema das die Gemüter so erhitzt wie das Für und Wider um die flächendeckende Einführung der Elektromobilität. Die Gegner dieses Wandels beziehen sich dabei immer wieder auf fünf Kernthesen die aufzeigen sollen, welche negativen Auswirkungen Elektroautos auf Mensch und Umwelt haben, beziehungsweise wie schlecht die Gesamtbilanz wirklich ist. Dabei werden nur selten Quellen genannt und wenn, dann sind diese meist selbst von erklärten Gegnern der Elektromobilität veröffentlicht worden. Hier die fünf weit verbreitetsten Thesen gegen Elektromobilität und die Erklärung, inklusive Quellen, dazu.

 





 

1. Elektroautos zerstören die Atacama-Wüste in Chile

 

 

21 Millionen Liter Grundwasser benötige der Abbau von Lithium täglich, was den dortigen Grundwasserspiegel senke und so zur weiteren Verwüstung führe. Der Verbrauch von 21 Millionen Litern Wasser mag stimmen (Quellen dazu haben wir keine gefunden), allerdings fehlen ab dann einige andere, nicht ganz unwichtige Fakten.

 

  • Das Hauptabbauprodukt in der Atacama-Wüste ist Kalium und das schon seit 1994 (den Beginn der Arbeiten sieht man ab 1994 in der Timeline bei Google Earth, Suchwort: Salar die Atacama). Lithium fällt beim Abbau von Kalium als Nebenprodukt an. Im Jahr 2016 standen dem Chilenischen Export von über 1.450.000 Tonnen Kalium rund 65.000 Tonnen Lithium gegenüber. Das entspricht einem Lithium Anteil von 4,5%

 

  • Chile hat zwar die größten Vorkommen an Lithium weltweit, wurde aber schon 2016 von Australien als  größter Exporteur abgelöst. In Australien wird das Lithium nicht durch Verdunstung, sondern im Bergbau gewonnen.

 

  • Von dem gewonnen Lithium finden ca. 35% in der Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus Verwendung. Von diesen 35% fließen wiederum rund 30% in die Akkus von normalen Elektroautos. Von der Gesamtmenge verbleiben also ca. 10% für Elektroautos (20% wenn man die über 380.000 E-Busse aus China mit hinzurechnet. Wobei ein Bus Batterien für rund 30 durchschnittliche Elektroautos benötigt, dafür aber auch ein vielfaches an Personen transportieren kann).   

 

  • Der Anteil von Lithium in einem Elektroauto beträgt ca. 150g Lithium je kWh Akkukapazität. Bei einem Tesla S sind das ca. 1,7%.

 

  • Das Gebiet in Chile das für den Lithium Abbau beansprucht wird (4,5% für Lithium,  95,5% für Kalium) entspricht ca. 100km². Alleine das Gebiet für Ölsand-Abbau in der kanadischen Provinz Alberta ist mit ca. 1.500km² 15 mal so groß und verursacht so viel Co2, dass es mit der Hauptgrund für den Ausstieg des Landes aus dem Kyoto-Protokoll ist. In Chile verdunstet das Wasser und gelangt wieder in die Atmosphäre. In Kanada verseucht es mit Chemikalien versetzt das Gebiet auf nicht absehbare Zeit. Die Bevölkerungsdichte im waldreichen Alberta ist fast doppelt so hoch wie in der Provinz Atacama, einer der weltweit trockensten Wüsten.

 

  • Über bedeutende Unfälle mit Lithium oder anderer Rohstoffe für Akkus für Elektroautos ist nichts bekannt. Über bedeutende Ölunfälle jedoch schon.

 

  • Lithium ist wiederverwendbar. Öl nicht.

 


 

2.  Elektroautos fördern die Kinderarbeit im Kongo

 

Foto: Correctiv

 

Akkus von Elektroautos beinhalten Cobalt, welches durch Kinderarbeit in der Demokratischen Republik Kongo gewonnen wird. Durch den Kauf von Elektroautos trägt man also Mitschuld an der Ausbeutung von Kindern. Das Problem der Kinderarbeit im Kongo ist traurige Realität. Aber dies den Käufern von Elektroautos zuzuschreiben ist etwas sehr hoch gegriffen. Hier ein Rechenbeispiel:

 

  • Ausgegangen von 1.000kg Cobalt stammen 600kg aus dem Kongo (60%).
  • Von 600kg Cobalt werden 240kg in alle Arten von Akkus verwendet (40%).
  • Von diesen 240kg sind 72kg in Akkus von normalen Elektroautos zu finden (30%).
  • Von diesen 72kg stammen 14,4kg aus Kleinminen (20%).
  • Von diesen 14,4kg wurden wahrscheinlich 4,32kg durch Kinderarbeit gewonnen (30%
  • Ergibt einen rechnerischen Anteil von unter 0,5% Kinderarbeit bei der Gewinnung von Cobalt für die Herstellung von Akkus für Elektroautos. 

 

  • Der Anteil von Cobalt in Akkus von Elektroautos unterscheidet sich sehr stark. Er schwankt von 2,8% bei Tesla bis zu 14% bei VW.

 


 

3. 17 Tonnen Co2 für den Bau eines Akkus

 

Foto: Screenshot Soundless Driving

 

Einfach nicht vom Tisch zu bekommen ist die Aussage, dass der Bau eines Akkus für ein Elektroauto 17 Tonnen Co2 verursachen würde. So viel Co2 wie ein Diesel nach 100.000km, (in anderen Aussagen auch mal 200.000km) fahren könnte. Der Ursprung stammt aus einer schwedischen Studie von Mia Romare und Lisbeth Dahllöf, die von dem schwedischen Journalisten Johan Kristensson kreativ interpretiert wurde. Diese Interpretation wurde weiter verändert bis sie mit der Realität nicht mehr viel zu tun hatte. Sie hält sich jedoch so hartnäckig, dass sie unlängst sogar vom WDR in einer Reportage wiederholt wurde.  

 

  • Die genaue Analyse von Edison.Handelsblatt zu den ganzen Falschaussagen findet sich hier. Grob zusammenfassen lässt sie sich mit:

 

  • Ausgegangen wird vom 100kw Akku eines Tesla S. Das Oberklasse-Modell mit dem größtmöglichem Akku (70-100kw sind möglich), ein absolutes Nischenfahrzeug. Der Großteil der Elektroautos in Deutschland hat eine Akkukapazität von weniger als der Hälfte.

 

  • Tesla ist auf dem Weg seine Fabriken zu 100% aus selbst erzeugtem Strom zu betreiben. In Nevada, dem Standort der größten Fabrik, scheint die Sonne durchschnittlich 10,5 Stunden an 300 Tagen. Im Bericht ausgegangen wird aber von einem Strommix mit Anteilen an Fossilen Energieträgern.

 

  • Der Anteil von Biokraftstoffen in Deutschland beträgt unter 5% (Seite 13). Der in Schweden ca. 20%, was den Co2 Abdruck der Skandinavier per se schon mal verkleinert.

 

  • Leider vergessen wurde das der Diesel auch noch als Öl gefördert, Transportiert, Rafiniert, weitertransportiert usw. werden muss. Das entspricht ca. 11kWh Strom für 7L Diesel, was dem Durchschnittsverbrauch entspricht. Das reicht für 50-80km mit einem Elektroauto. Eine Tonne AdBlue benötigt übrigens in der günstigsten Rechnung 85kWh Strom.

 

  • Die echten Zahlen bis zu einer ausgeglichenen Ökobilanz liegen im Durchschnitt eher bei 20.000km

 

  • Ganz ausgelassen wurde: Eine einmal hergestellte Batterie kann nach Ihrer Lebensdauer in einem Auto für bis zu 10 Jahre als Speicher für zum Beispiel PV-Anlagen verwendet oder zu 95% recycelt werden. Mehr dazu im nächsten Punkt. 

 

 


 

4. Die Akkus von Elektroautos enden als giftiger Sondermüll

 

Foto: Schreenshot Drehmoment Duesenfeld

 

Am Ende der Lebensdauer müsste der Akku eines Elektroautos als giftiger Sondermüll aufwendig entsorgt werden. Stellenweise wird behauptet, dass dies aufgrund der zu erwartenden Mengen ähnliche Probleme wie die Entsorgung von Atommüll verursachen könnte.

 

  • Als nicht mehr leistungsfähig gelten Akkus von Elektroautos wenn Ihre Kapazität bei unter 80% angekommen ist. Das reicht nicht mehr für ein Auto aber durchaus bis zu 10 Jahre anderer Anwendungen wie zum Beispiel als Stromspeicher für Hausinterne PV-Anlagen. 

 

  • Bei der endgültigen Entsorgung von Akkus von Elektroautos werden Recyclingquoten von 95% und mehr erreicht. Das verringert den CO2 Fußabdruck beim Bau neuer Batterien um 40%. Die Restenergie von Batterien wird hier zum Teil zur Stomversorgung beim Recycling selbst genutzt. 

 

  • Das Akkus Sondermüll aufgrund der darin enthaltenen seltenen Erden seien stimmt nicht, da hier schlicht und ergreifend keine seltenen Erden zum Einsatz kommen.

 


 

5. Das Stromnetz ist der Menge an Elektroautos nicht gewachsen

 

Foto: Kreuzschnabel – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

 

Das deutsche Stromnetz sei für die Millionen kommender Elektrofahrzeuge nicht ausgelegt. Es drohen Blackouts, Kurzschlüsse und Städte die in Dunkelheit versinken. Doch auch hier sieht die Realität anders aus.

 

  • Netzbetreiber e.on hat für sein Netz in Deutschland mit mehreren Stresstests berechnet, dass eine Investition von 2,5 Mrd Euro für die nächsten 25 Jahre (100mio€/Jahr) notwendig wäre um eine Elektromobilität von 100% zu gewährleisten. Bei 6,5 Millionen Fahrzeugen im Netzgebiet wären das 15€ pro Fahrzeug pro Jahr. 

 

  • Eine zusätzliche Erleichterung wäre die flächendeckende Verbreitung von PV-Anlagen um den Stromverbrauch zu dezentralisieren. Einen ersten Überblick für die Umsetzung gibt zum Beispiel ein Solarkataster.

 

  • Aktuell wird „zum Schutz der Netze“ die Stromeinspeisung von PV-Anlagen unter 30kWp auf 70% begrenzt. 30% verpuffen also, bei 100% Einstrahlung, ungenutzt.

 

  • Genau sowenig wie der Strom nur aus der Steckdose kommt, kommt Benzin und Diesel auch nur aus der Zapfsäule. Förderung und Herstellung verbrauchen 1,5kWh pro Liter. Mehr dazu, inkl. Quelle siehe oben bei Punkt drei. 

 


 



 

Alles in allem entpuppen sich die meisten Aussagen gegen Elektromobilität schon nach kurzer Prüfung als unwahr, stark einseitig, beziehungsweise schlecht recherchiert. Leider finden diese Thesen starken Anklang und werden zum Teil auch durch seriöse Medien geteilt und weiterverbreitet.

 

Wir freuen uns über jedes Kommentar.

 

 

 

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